06 Jan VATM-Pressestatement: Überbau gefährdet den Glasfaserausbau
Im Rahmen der ZDF-Berichterstattung am 23. Dezember zum doppelten Glasfaserausbau durch die Deutsche Telekom in Köln erklärte deren Sprecherin, Marion Kessing: „Es gibt Gebiete, da ist es sinnvoll für uns. Wir können diese wirtschaftlich so erschließen, dass wir eigene Glasfaseranschlüsse bauen. … Das ist normaler Infrastrukturwettbewerb“. Hierzu bezieht VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner wie folgt Stellung:
„Deutschland ist noch weit von einem flächendeckenden Glasfaserausbau entfernt. Der Überbau von Glasfaserinfrastruktur, den die Deutsche Telekom nicht nur in großen Städten wie Köln gestartet hat, ist volks- und betriebswirtschaftlich völlig unsinnig und schadet Unternehmen und Bürger:innen. Ein zweites Netz in den bereits hervorragend versorgten Städten auszurollen, während andere Orte und ländliche Regionen dringend auf FTTB/FTTH warten, ist ein rein strategischer Angriff gegen die im Wettbewerb stehenden ausbauenden Unternehmen und internationale Investoren.
Der Investitionsplan von Unternehmen, die einen ganzen Ort flächendeckend ausbauen, wird zerstört, wenn die Telekom Rosinenpickerei betreibt und in wirtschaftlich besonders attraktiven städtischen Filetstücke ein zweites Netz parallel zum bereits bestehenden baut. Diese Rosinenpickerei mag sich soeben noch für die Deutsche Telekom lohnen, macht es den ausbauenden Wettbewerbern aber unmöglich, eine sinnvolle Mischkalkulation von attraktiven und weniger attraktiven Ortsteilen zur Grundlage einer gerade von den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern dringend gewünschten, auf Flächendeckung ausgerichteten Ausbauplanung zu machen.
Die Telekom greift damit unmittelbar die Ausbauziele der Bundesregierung an, statt sich weiterhin dem gemeinsamen Ausbauziel aller ausbauenden Unternehmen – wie es gegenüber der Politik immer wieder erklärt wurde – verpflichtet zu sehen. Zudem wird hierdurch der Ausbau insgesamt teurer und die Fördergebiete werden erheblich vergrößert. Gerade der Überbau von Open-Access-Netzen macht keinen Sinn, da dieser nicht mehr Wettbewerb bringt, sondern allein geringere Netzauslastung und damit höhere Preise für Unternehmen und Kund:innen. Wenn dem strategischen Verdrängungswettbewerb nicht Einhalt geboten wird, werden sich zudem internationale Investoren aus dem deutschen Markt zurückziehen müssen.“