Digitalland Dänemark: Essentials aus der VATM-Studienreise

Digitalland Dänemark: Essentials aus der VATM-Studienreise

Auf den ersten Blick ist Dänemark ein Traum für jeden, der an die Vorteile der Digitalisierung glaubt und einen Blick auf den Glasfaser-Ausbaustand in Dänemark wirft. Vieles kann man nicht vergleichen und doch gibt es viele interessante Erkenntnisse, die man – zumindest politisch – auf deutsche Problemlösungen übertragen könnte.

Dänemark ist auch deshalb ganz anders, denn der dortige Exmonopolist wurde konsequent zerschlagen und in eine NET-Co und eine Dienste-Gesellschaft aufgespalten. Dazu kam, dass Gesellschaften von Investoren übernommen wurden, die lange Zeit keinen Sinn in erheblichen Glasfaserinvestitionen sahen. Schließlich wurden die Energieversorger im Rahmen einer Rückkaufaktion des dänischen Staates mit Geld überschüttet, dass nicht in den Energiemarkt reinvestiert werden durfte, sondern in den Ausbau einer neuen Glasfaserinfrastruktur gesteckt wurde. In einem Windhundrennen setzt man alles daran, am Exmonopolisten vorbeizuziehen und baute exakt in den Regionen, die man regional auch als Energieversorger versorgte. Auf diese Weise kam man sich möglichst wenig in die Quere.

Überbau ist also in Dänemark ein Fremdwort. Als dann die dänische Telekom mit dem Ausbau begann, konzentrierte sie sich auf die übrigen Gebiete. Der Investor hatte dabei nicht das geringste Interesse, Geld in bereits ausgebaute Gebiete zu stecken und damit das Investment zu entwerten. Der politische Druck war so groß, dass niemand in Dänemark auf die Idee kam – bis auf einige Grenzgebiete – Überbau zu betreiben und diesen strategisch zur Verdrängung anderer Investoren einzusetzen.

Die Energieversorger ließen die Diensteanbieter und ISP auf ihre Netze, was der historisch gewachsene, sehr regionale ISP-Markt dankend annahm. Gleichzeitig bot der Exmonopolist Open Access für seine eigene Dienste-Tochter aber auch für alle anderen an, um die Netze zu füllen – genau dies lag im Interesse der Investoren.

Wenig Verständnis hatte man bei unserem Besuch für die Probleme, die wir bei der Digitalisierung, der Entbürokratisierung, den Genehmigungsverfahren oder beim strategischen Überbau in Deutschland haben. Man kann sich in Dänemark einen Glasfaserausbau ohne klares politisches Konzept, ohne marktgerechte Lösungen und ohne ein wettbewerbliches Leitbild vorstellen. Dies wurde bei den Gesprächen mit der Digitalisierungsbehörde, mit dem Regulierer, mit den Wettbewerbsunternehmen, den Diensteanbietern und auch mit der dänischen Telekom deutlich. Man hatte kaum Verständnis dafür, dass man das marktbeherrschende Unternehmen nicht dazu zwingt, sich so zu verhalten wie es für das ganze Land, die Digitalisierung und natürlich den Glasfaserausbau gut sei.

Ähnliche Reaktionen erleben wir auch im Austausch mit der EU-Kommission über die Marktsituation in Deutschland. Den zersplitterten deutschen Markt, die Überbauproblematik und das strategische Verhalten des marktmächtigen Unternehmens sieht man in Brüssel kritisch, ist aber nicht mehr bereit, bei diesem hausgemachten deutschen Problem einzugreifen.

Mit der Vectoring-Entscheidung haben wir den Markt in die falsche Richtung gesteuert – wie vom VATM immer und immer wieder kritisiert. Statt gegenzusteuern wurde und wird nur noch verwaltet. Trotz aller Versprechungen der heutigen und auch der letzten Regierungen, schlägt den Unternehmen mehr statt weniger Bürokratie entgegen – mit einigen punktuellen Entlastungen. Die Förderung nutzt dem eigenwirtschaftlichen Ausbau nur noch aufgrund der für die Kommunen abschreckenden Komplexität. Die Telekom lässt man gewähren und vergleicht den Glasfaserausbau mit Supermärkten, die auch in einem Ort mehrfach nebeneinander stehen könnten und in anderen Orten gar nicht. Dies störe Bürgerinnen und Bürger schließlich auch kaum.

Wir müssen endlich wieder anfangen, miteinander um mehr Digitalisierung und schnelleren Glasfaserausbau zu ringen – und nicht gegeneinander. Die Spielregeln muss der Staat dann festlegen, wenn dies mit dem marktmächtigen Marktteilnehmer nicht gelingt. Es müssen dann Grenzen aufgezeigt werden, damit das Unternehmen nicht das tut, was ein marktmächtiges Unternehmen für seine Investoren tun muss – sondern genau das tut, was für alle in Deutschland gut ist.

Daher brauchen wir ein wettbewerbspolitisches Leitbild, das aufzeigt, wohin wir wollen und wie wir dahin kommen. Wir dürfen nicht weitermachen bis Investoren vielleicht verschwinden und am Schluss nur noch die Telekom baut – dann aber bestimmt nicht schnell, sondern nur irgendwann und irgendwo, wenn Vectoring ganz und gar nicht mehr ausreicht.

Weitere Informationen zum Glasfaserausbau durch dänische Glasfaserversorgungsunternehmen finden Sie hier.