VATM-Pressestatement zum Kapitalmarkttag 2024 der Deutschen Telekom

VATM-Pressestatement zum Kapitalmarkttag 2024 der Deutschen Telekom

10.10.2024. Die Deutsche Telekom stellt heute auf ihrem Kapitalmarkttag 2024 die Finanzziele des Konzerns für die kommenden drei Jahre vor. Danach setzt die Telekom beim Glasfaserausbau in Deutschland auch weiterhin auf sog. „Homes Passed“1, dies bedeutet, dass ein Kunde mangels physischen Anschlusses diesen nicht konkret buchen kann. Bis 2027 sollen auf diese Weise jährlich rund 2,5 Millionen anschließbare Haushalte hinzukommen. In Anbetracht einer bei der Telekom ernüchternd niedrigen Nutzungsrate von jetzt rund 14 Prozent und einer angepeilten Rate von ca. 20 Prozent offenbart sich eine Ausbaustrategie, die statt auf die Digitalisierung des Landes auf die Abschreckung von Wettbewerb ausgerichtet ist. Die Wettbewerber der Telekom schaffen bereits heute mehr als 35 Prozent Kundenpenetration und bringen die Menschen ans Netz.

 

VATM-Geschäftsführer Dr. Frederic Ufer appelliert dringend an die Konzernführung der Deutschen Telekom, nicht länger an dieser für den Glasfaserausbau in Deutschland höchstproblematischen strategischen Ausrichtung festzuhalten:

„Der Umbau des Landes auf eine zukunftsfähige Glasfaserinfrastruktur ist eine Herkulesaufgabe und kann nur durch ein Miteinander und viele starke Schultern gestemmt werden. Den Wettbewerb mit unfairen Praktiken und unter Verweigerung des Einkaufs (Wholebuy) auf den Netzen zurückzudrängen, wird Deutschland viele Jahre unnötiger Verzögerung beim digitalen Infrastrukturausbau kosten. Die Telekom hätte heute die Möglichkeit gehabt, ihre bisherige Glasfaser-Ausbaustrategie neu zu justieren – im Interesse der Verbraucherinnen und Verbraucher sowie von Wirtschaft und Industrie. Leider hören wir aus Bonn lediglich wieder das Mantra von der Homes-Passed-Infrastruktur unter Inkaufnahme geringer Take-up-Rates. Auf diese Weise wird Deutschland sicher kein Glasfaserland und viele Menschen werden noch lange auf den veralteten Kupfernetzen ausharren müssen.

Natürlich ist dies für die Telekom der Weg, ihre dominante Stellung dauerhaft auch ins Glasfaser-Zeitalter zu übertragen. Die vor Kurzem veröffentlichte Analyse der Wettbewerbssituation auf dem Festnetzmarkt von VATM und Dialog Consult zeigt eindeutig, dass der Wettbewerb in Anbetracht der Marktmacht der Deutschen Telekom gefährlich unter Druck kommt. Die Strategie innerhalb eines Jahrzehnts (2020 – 2030) den übergroßen Marktanteil einzufrieren und Wettbewerb einzudämmen, muss zwingend den Regulierer auf den Plan rufen. Dies belegt auch ein wahres Potpourri von Winkelzügen der Telekom, die regelmäßig von Bundesnetzagentur und Gerichten gestoppt werden müssen. So wird Wettbewerbern beispielsweise der Zugang zu Telekom-Netzen erschwert oder verweigert, Infrastrukturdaten werden nicht übersendet oder Bieterverfahren bei Förderprojekten behindert.

Während die Telekom weiterhin an den kupferbasierten Anschlüssen, die von den Wettbewerbern vermarktet werden, über entsprechende Vorleistungsprodukte deutlich mitverdient, gibt es auf der FTTH-Plattform der Telekom bislang erst vier Prozent Wettbewerberanschlüsse. Dabei kommt gerade dem fairen Zugang auf diese Plattform bei der anstehenden Migration von Kupfer auf Glas und der Zukunft des Wettbewerbs eine überragende Bedeutung zu.

Ich appelliere daher gerade heute noch einmal an die Konzernspitze in Bonn: Setzen Sie für die kommenden Jahre auf eine Strategie, die das Beste für Deutschland herausholt und den Glasfaserausbau beschleunigt und nicht verlangsamt. Und setzen Sie auf echte Kooperationen im Markt – gerade auch im Interesse Ihrer Investoren.“

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1 Def. Homes Passed: Eine Glasfaseranschlussleitung oder ein Leerrohrsystem, welches für die Installation eines FTTB/H-Anschlusses ausgelegt ist, (a) führt in max. 20m Entfernung am Grundstück vorbei oder (b) ist bis an oder sogar auf das Grundstück geführt, aber noch nicht mit dem Gebäude verbunden.

 

Die „Analyse der Wettbewerbssituation auf dem deutschen Festnetzmarkt“ von VATM und Dialog Consult (September 2024) finden Sie hier: VATM-Wettbewerbsstudie-2024.