09 Dez Bitstrom Layer 2: Wichtigstes Entgeltverfahren vor BNetzA gestartet
Für eine erfolgreiche Migration von Kupfer auf Glasfaser brauchen wir eine moderne Genehmigungspraxis für Layer-2-Bitstrom-Produkte der Telekom.
Mit dem Antrag der Telekom auf Genehmigung der Entgelte für den Layer 2-Bitstrom ist Anfang Oktober das bislang wichtigste Regulierungsverfahren für dieses, aber auch die nächsten Jahre angestoßen worden. Die Entscheidung der Bundesnetzagentur wird nicht nur viele Millionen Anschlüsse der Wettbewerber betreffen, die noch für viele Jahre bei der Telekom angemietet werden müssen, sondern weit darüber hinaus auch Auswirkungen auf die Migrationsgeschwindigkeit von Kupfernetzen auf zukunftssichere Glasfasernetze in Deutschland haben.
Würde die Bundesnetzagentur den Entgeltantrag der Telekom genehmigen, bedeutet dies für die Wettbewerber eine deutliche und vor allem sachlich völlig ungerechtfertigte Erhöhung der Kosten. Vielen Zugangsnachfragern der Telekom würden zu Unrecht die dringend benötigten Investitionsmittel für den eigenen Gigabit-Ausbau entzogen. Höhere Endkundenpreise aufgrund höherer Vorproduktpreise – gerne von der Telekom als Argument für den Glasfaserausbau vorgebracht – sind nicht nur aufgrund der Corona-Pandemie und den Digitalisierungszielen der Bundesregierung wenig wünschenswert, sondern zudem aufgrund der Wettbewerbssituation zum TV-Breitbandkabel/HFC völlig unrealistisch oder würden ungewollt den ländlichen Bereich benachteiligen.
Ungerechtfertigte Preiserhöhungen führen zu einem Wettbewerbsvorteil der Telekom, der wie bislang nachweislich nicht zum verstärkten Glasfaserausbau geführt hat, sondern zum Verdrängungswettbewerb und Überbau auch zahlreicher kommunaler Ausbaubemühungen.
Gerade der Wettbewerbsdruck treibt die Telekom nun von Vectoring zum echten Glasfaserausbau. Mit schon heute über 10 Mrd. Euro festen Investitionszusagen zeigen die Anleger, wie interessant der deutsche Markt für zukünftige Infrastrukturinvestitionen geworden ist. Wir brauchen daher stabile Rahmenbedingungen, die nicht durch Preisschwankungen aufgrund gar nicht mehr verlegten Kupferleitungen oder geringer werdende Abnahmemengen geprägt sind.
Das Ziel eines flächendeckenden Gigabit-Netzes in Deutschland bleibt eine der großen infrastrukturellen Herausforderungen dieser Dekade. In der noch lang andauernden Übergangsphase sind wir essenziell auf den Wettbewerb bei VDSL-basierten Vorleistungsprodukten angewiesen. Wir bauen so viele Gigabit-Anschlüsse wie niemals zuvor – am Limit der Tiefbaukapazitäten. Aber noch viele Jahre muss ein großer Teil der Unternehmen ihren Kunden VDSL-basierte Leistungen zu wettbewerbsfähigen Preisen anbieten können. Wenn Ausbau und die zügige Migration von Kupfer auf Glasfaser gelingen sollen, müssen die kommenden Entgeltgenehmigungsentscheidungen der Bundesnetzagentur hierzu entscheidend beitragen.
Die Bundesnetzagentur verfügt über den erforderlichen Entscheidungsspielraum und die notwendigen Instrumente, um ungerechtfertigte Entgeltsteigerungen zu verhindern. Wichtig sind politischer Wille und die deutliche Unterstützung der BNetzA bei der Implementierung einer auch in Zukunft noch tragfähigen Berechnungsmethodik, die ein stabiles Preisgefüge ermöglicht.
(Foto: Bundesnetzagentur)