14 Nov. VATM-Tele-Kompass Berlin-Mitte: Von Megabit zu Gigabit IW Consult stellt gemeinsam mit VATM Handlungsempfehlungen vor
VATM-Tele-Kompass Berlin-Mitte: Von Megabit zu Gigabit
IW Consult stellt gemeinsam mit VATM Handlungsempfehlungen vor
Berlin, 17. Oktober 2018. Wie die Transformation von Megabit zu Gigabit gelingen kann und was Bundesregierung und Parlament konkret tun müssen, um die angestrebten Gigabit-Ziele zu erreichen, dazu präsentierte der VATM beim Tele-Kompass Berlin-Mitte die jüngste Studie des renommierten Wirtschaftsinstituts IW Consult, Tochtergesellschaft des Instituts der Deutschen Wirtschaft, Köln. „Endlich haben wir ein klares Ziel: flächendeckende Gigabitnetze bis 2025“, lobte VATM-Präsident Martin Witt, Vorstandsvorsitzender der 1&1 Telecommunication SE.
„Die entscheidende Frage ist aber, wie wir dieses ambitionierte Ziel erreichen. Ein ganzes Jahr nach der Wahl liegt noch kein schlüssiges Konzept der Bundesregierung vor. Nur durch eine vorausschauende Strategie, die den eigenwirtschaftlichen Ausbau aller ausbauenden Unternehmen fördert und in unwirtschaftlichen Gebieten eine möglichst unbürokratische Breitbandförderpolitik ermöglicht, werden wir die Ziele erreichen“, appellierte Witt nachdrücklich.
Den enormen Aufholbedarf beim Ausbau von FTTB- und FTTH-Anschlüssen schön zu reden und auf eine vergleichsweise gute 50 Mbit/s Versorgung hinzuweisen, gefährde Arbeitsplätze und Deutschland als zukunftsfähigen Wirtschaftsstandort. So würden statt der versprochenen 100 Prozent gerade im ländlichen Bereich bis Ende 2018 nicht einmal 60 Prozent der Bürger mit 50 Mbit/s versorgt sein. „Das Vectoring-Versprechen der Telekom hat dem ländlichen Raum kaum etwas gebracht. Dies zeigt wieder einmal, dass Monopole der falsche Weg sind, um Infrastrukturinvestitionen voranzubringen. Stattdessen sollten wir klar auf Wettbewerb setzen und die Unternehmen unterstützen, die moderne Open-Access-Glasfasernetze bauen“, forderte der VATM-Präsident.
Die Ergebnisse der IW-Untersuchung „Der Weg zur Gigabitgesellschaft – Handlungsempfeh-lungen für eine wettbewerbsorientierte Migration zu einer flächendeckenden Gigabitversor-gung in Deutschland“ erläuterte Hanno Kempermann, IW Consult, vor hochkarätigen Gästen aus Politik und Ministerien im Dachgarten-Restaurant des Deutschen Bundestages. Fehlende Gigabit-Anschlüsse wirkten für die Wirtschaft als enorme Bremse und dies besonders für Unternehmen im ländlichen Raum, betonte Kempermann. Hierdurch könnten die Unterneh-men in eine Abwärtsspirale gestürzt werden. Dies zeigen regionale Untersuchungen des Wirtschaftsinstituts. Der Ausbau von Gigabitnetzen werde daher von der Wirtschaft zu Recht als wichtigste Maßnahme überhaupt erachtet, fasste Kempermann zusammen.
Um schnell von Megabit zu Gigabit zu gelangen, sei der eigenwirtschaftliche Ausbau das zentrale Element, so der Wissenschaftler weiter. Dabei seien Voucher ein entscheidender Baustein. Sogar in den Gebieten, die auf Förderung angewiesen blieben, würden Voucher dazu beitragen, dass Fördervolumen zu verringern.
Ähnlich argumentierte auch Dr. Anselm Mattes vom DIW econ aus Berlin. Voucher stärkten die Nachfrageseite und würden den Ausbau effizienter vorantreiben. Angebots- und Nach-frageseite würde damit über Voucher bestmöglich zusammengebracht. Wie dringend die schnelle Transformation zu Gigabitnetzen ist, zeigen auch die Analysen des DIW econ. Da-nach sind Unternehmen mit dem höchsten Produktivitätswachstum meist stark digitalisierte Unternehmen. Auch der internationale Handel und globale Wertschöpfungsketten sind auf Gigabitnetze angewiesen.
Dass der Gigabit-Ausbau gerade für Geschäftskunden eine Schlüsselrolle spiele, hob auch Dr. Christian Wernick, WIK Consult aus Bad Honnef, hervor. Diese hätten äußerst heterogene Anforderungen an die Dienste auf den Netzen. Die Wirtschaft brauche daher dringend Wettbewerb – und zwar flächendeckend. Wettbewerb, so Wernick, sei die Grundlage dafür, dass attraktive Dienste zu attraktiven Konditionen angeboten werden könnten.
Aufbauend auf den Studien der drei Wirtschaftsforschungsinstitute hat der VATM drei Kernpapiere mit konkreten Handlungsschritten für die anstehende Transformation von Megabit zu Gigabit erarbeitet, die ebenfalls vorgestellt wurden.
- Zehn Punkte umfassen die Handlungsempfehlungen des VATM, damit die Transformation von kupferbasierten Technologien auf moderne Glasfaserinfrastrukturen gelingen kann, die reale Gigabit-Bandbreiten bei Unternehmen und Kunden ermöglicht.
- Neben einer schnellen Schließung weißer Flecken und prioritärem Ausbau von Gewerbegebieten und Schulen liegt die größte Herausforderung in einem schlüssigen Konzept für einen klar strukturierten Ausbau der sogenannten „grauen Flecken“. Dies sind große Gebiete in Deutschland, die zwar eine 50 oder 100 Mbit/s Versorgung aufweisen aber von Gigabit noch – sozusagen „kilometerweit“ – durch alte Telekom-Kupferleitungen und Vectoring getrennt sind. Wie hier der eigenwirtschaftliche Ausbau gestärkt, der geförderte Ausbau verbessert und der Steuermitteleinsatz sinnvoll begrenzt werden kann, zeigen die sechs „VATM-Eckpunkte für das zukünftige Förderregime und den eigenwirtschaftlichen Ausbau“.
- Wie die Nachfrage gestärkt werden kann, erläutert der VATM in seinem dritten Kernpapier „Wie Voucher beim Umstieg auf FTTB/H helfen“. Von Vouchern können der Mittelstand auf dem Land, Hauseigentümer und Mieter gleichermaßen profitieren. Zudem verringerten sie den notwendigen Einsatz von Fördermitteln, da eine höhere Nachfrage den Anteil des eigenwirtschaftlichen Ausbaus erhöhe, betonten die Vertreter der Institute unisono. „Gerade die Vertragsvoucher sorgen für Qualitätswettbewerb und zwingen die Telekom, in echte Glasfaser zu investieren und die Netze der Unternehmen zu nutzen, die statt weitere Jahre noch auf Vectoring zu setzen, zukunftssichere Glasfaser bis zum Kunden schaffen“, freute sich Witt.
„Wir wollen Deutschland fit machen für die Gigabit-Gesellschaft und brauchen so schnell wie möglich Planungssicherheit“, hob der Präsident hervor. „Was die Wirtschaftsinstitute und der VATM fordern, ist die Kraft des Wettbewerbs maximal zu nutzen und Staat und Regulierung auf das nötige Maß zu beschränken.“