08 Jan. Keine Legendenbildung um Glasfaserausbau in Deutschland
Die Deutsche Telekom hat in dieser Woche in einer gemeinsamen Studie mit EY den Glasfaserausbau in Deutschland analysiert und in verschiedenen Presse-Interviews ihre Ziele kommentiert. Dazu nimmt VATM-Geschäftsführer Dr. Frederic Ufer wie folgt Stellung:
„Nichts Neues aus der Bonner Zentrale der Deutschen Telekom zu Beginn des neuen Jahres. Zahlen zum jüngsten Stand des Glasfaserausbaus und deren Bewertungen, die das Unternehmen in dieser Woche vorgestellt hat, belegen erneut, dass die Telekom den Infrastrukturausbau vorrangig in Homes-Passed-Kilometern 1 misst. Auch in den kommenden Jahren, so zeigen ihre Prognosen, will man der Strategie treu bleiben, die Bürgersteige aufzureißen, das Glasfaserkabel zu verlegen, ohne aber die anliegenden Häuser und Wohnungen an die hochmoderne Infrastruktur anzuschließen. Die tatsächliche Versorgung der Bürgerinnen und Bürger spielt dabei keine Rolle. Die Take-up-Rate, also die Zahl der Haushalte, die Glasfaser tatsächlich nutzen, wird von der Telekom auch weiterhin stiefkindlich behandelt. Das verwundert nicht, denn Mitte letzten Jahres betrug die Take-up-Rate der Telekom lediglich 13 Prozent, die der Wettbewerber lag bei mehr als 35 Prozent.
Das Kabel liegt in der Straße, nutzen kann es niemand – man könnte von einem Schildbürgerstreich sprechen, wenn dahinter nicht eine klare Strategie des Ex-Monopolisten stehen würde. Der Ausbau von solchen „Geisternetzen“, wie die „Homes-Passed“-Taktik der Telekom treffend in der Branche genannt wird, hat nur das Ziel, Wettbewerber zu verdrängen und die dominante Stellung des Unternehmens dauerhaft auch ins Glasfaser-Zeitalter zu übertragen. Folglich hat die Telekom auch kein Interesse, Glasfaseranschlüsse von Konkurrenten mitzunutzen. In der Branche weiß man, dass Open Access und Wholebuy nicht von der Telekom „gelebt“ werden. Hinzu kommt, dass die Telekom weiterhin an den kupferbasierten Anschlüssen, die von den Wettbewerbern vermarktet werden, über entsprechende Vorleistungsprodukte deutlich mitverdient, aber die Wettbewerber auf der Telekom-FTTH-Plattform bislang nur marginal vertreten sind. Dabei kommt gerade dem fairen Zugang auf diese Plattform bei der anstehenden Migration von Kupfer auf Glas und der Zukunft des Wettbewerbs eine überragende Bedeutung zu.
Wir warnen davor, die Entwicklung beim Glasfaserausbau zur Legendenbildung zu nutzen. Deutschland muss endlich zu anderen europäischen Ländern aufschließen und Glasfaserland werden. Wir brauchen eine echte Glasfaser-Versorgung und echte Kooperationen im Markt – im Interesse der Bürgerinnen und Bürger ebenso wie die Investoren.“
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1 Def. Homes Passed: Eine Glasfaseranschlussleitung oder ein Leerrohrsystem, welches für die Installation eines FTTB/H-Anschlusses ausgelegt ist, (a) führt in max. 20m Entfernung am Grundstück vorbei oder (b) ist bis an oder sogar auf das Grundstück geführt, aber noch nicht mit dem Gebäude verbunden.