07 Feb Geschäftskunden brauchen Wettbewerb
Unternehmen, die auf den Märkten der Zukunft Erfolg haben wollen, müssen die gesamte Wertschöpfungskette von der Organisation über Steuerung von Anlagen bis hin zum Vertrieb zukünftig digitaler und effizienter als bisher gestalten, wenn sie wettbewerbsfähig bleiben wollen. Die „4. Industrielle Revolution“ steht dabei allerdings in Deutschland vor erheblichen Problemen. Wie es zum Beispiel in Frankreich längst geschieht, müssen auch hier Politik und Regulierung gerade den Geschäftskundenmarkt intensiv in den Fokus der Digitalisierung nehmen und Rahmenbedingungen schaffen, die Innovation und Qualitätswettbewerb für die deutsche Wirtschaft sichern.
Telekommunikationsunternehmen bieten die entscheidende Basisinfrastruktur und die Basisdienstleistungen für Geschäftskunden, sei es im Handwerk oder Gewerbe, beim klassischen Mittelstand oder der Industrie. Ein intensiver Wettbewerb auf Informations- und Kommunikationstechnologiemärkten ist unabdingbare Voraussetzung für vielfältige Geschäftskundenangebote mit speziell auf die Unternehmen zugeschnittenen Lösungen zu attraktiven Konditionen. Doch genau hieran mangelt es in Deutschland zunehmend. Während andere Länder ihren Regulierungsrahmen auf die Anforderungen an ein wettbewerbliches Geschäftskundenumfeld ausrichten, führt der Bereich hierzulande in Politik und Verwaltung eher ein Nischendasein.
Die Wettbewerbssituation im Geschäftskundenmarkt ist seit geraumer Zeit durch eine starke Marktposition der Telekom Deutschland geprägt. Grundlegende technologische Entwicklungen stellen zudem die Unternehmen vor ganz neue Herausforderungen. Die Migration auf glasfaserbasierte Netze erfordert vor allem bei Geschäftskunden einen genauen Plan, der sicherstellt, dass sie auch auf Glasfaserbasis alle ihre gewohnten und zukünftig weiter verbesserten Produkte beziehen können. Hierfür ist es essentiell, dass während und nach der Migrationsphase preislich und qualitativ gleichwertige Vorleistungsprodukte für Geschäftskundenprodukte flächendeckend verfügbar sind und dies unabhängig davon, ob die Vorleistungen noch auf der Grundlage von Kupferdoppelader oder bereits Glasfaser erbracht werden.
Die Stärkung des Wettbewerbs ist zentrale industriepolitische Verantwortung, um sicherzustellen, dass die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft erhalten bleibt und weiter gestärkt wird. Der Umbau der Netze bei der Telekom und die Nutzung neuer Technologien dürfen nicht dazu führen, dass der Wettbewerb ausgehebelt wird. Genau dies passiert gerade, wenn wichtige Vorleistungsprodukte nicht mehr in optimaler Qualität oder völlig überteuert angeboten werden.
Wie auch das Wissenschaftliche Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK) in seiner Studie anmahnt, fordert der VATM ein regelmäßiges Monitoring der Wettbewerbsbedingungen im gesamten Geschäftskundenbereich durch die Bundesnetzagentur (BNetzA). Nur so kann die Wettbewerbssituation auf dem Geschäftskundenmarkt verlässlich eingeschätzt werden und zukunftssichere Rahmenbedingungen für die deutsche Wirtschaft geschaffen werden. Gute Beispiele hierfür sind das konsequente und industriefreundliche Vorgehen des französischen und britischen Regulierers. Wenn wir die Bedürfnisse des Mittelstandes in Deutschland ernst nehmen, sollten wir schnell eine verlässliche Perspektive für die ganze deutsche Wirtschaft schaffen können.