Open Access wird in Dänemark gelebt: Vorbild auch für uns?

Open Access wird in Dänemark gelebt: Vorbild auch für uns?

Dänemark ist eines der vielzitierten Vorbilder für gelebten Open Access. In der Tat haben die Gespräche und Vorträge in Kopenhagen eindrucksvoll bewiesen: Bei unseren Nachbarn hat sich ein bunter Markt aus unterschiedlichen Zugangsanbietern (ISP) entwickelt, die, ohne im Besitz eines eigenen Netzes zu sein, auf den verschiedenen Infrastrukturen des Landes anbieten können. Immer zu berücksichtigen: mit etwa 85 Prozent Glasfaser-Abdeckung und einer Take-up-Rate von 56 Prozent ist Dänemark dem deutschen Markt einfach ein paar Jahre voraus.

Anbietervielfalt auf den Netzen bedeutet in Dänemark, dass mehr als 15 ISP um die Gunst des Endkunden buhlen und miteinander im Wettbewerb stehen. Bemerkenswert: auch die in Dänemark tätigen 15 Infrastrukturinhaber und Anbieter von FTTH-Anschlüssen bieten außerhalb ihres Netzausbaugebietes als ISP auf den Netzen der anderen Netzbetreiber an und haben auf diese Weise nahezu landesweit für die Endkunden verfügbare Marken kreiert.

Welche Faktoren haben diese Entwicklung befördert? Ist die Entwicklung auf die Situation in Deutschland übertragbar?
Open Access in Dänemark ist in großem Maße durch Freiwilligkeit geprägt, eine flankierende Regulierung durch die Behörden spielt bislang dabei keine große Rolle. Dabei ist zu beachten, dass die lokalen Energieversorger durch den Verkauf ihrer lokalen Energienetze an den dänischen Staat enorme Erlöse erwirtschaftet haben, die nicht in das Stromnetz reinvestiert werden durften. Die Idee für einen frühen Start in den Glasfaserausbau war geboren, zum Teil verbunden mit erheblichen Kosten pro Anschluss. Geld war zu dieser Zeit einfach im Überfluss vorhanden. Die den Glasfaserausbau in Dänemark treibenden lokalen Energieversorger, die ganz anders als bei uns im Eigentum der Bürgerinnen und Bürger vor Ort stehen und nicht durch große Energiekonzerne gekauft wurden, haben sich bereits 2017 nach intensiven Diskussionen auf die Öffnung ihrer früh ausgebauten Netze verständigt und dafür gemeinsame Eckpunkte und Standards entwickelt. Weiterhin haben sich die Anbieter sehr der Fokussierung auf ein Bitstrom Layer 2 Vorleistungsprodukt verschrieben. Schnell haben sich Plattform-Anbieter für Open Access entwickelt, die Infrastrukturbetreiber und ISP unkompliziert zusammengebracht haben.

Ein weiterer wichtiger Unterschied ist, dass der nationale Incumbent TDC sein Netzgeschäft in eine separate Gesellschaft abgespalten hat und erst ab einem deutlich späteren Zeitpunkt in das Glasfasergeschäft eingestiegen ist, ohne die Netzgebiete der anderen Anbieter zu überbauen. Stattdessen hat sich TDC für den kooperativen Weg entschieden und einen eigenen ISP auf den Weg gebracht, der die Netze anderer Anbieter im Wege des Wholebuy nutzt. TDC betreibt zudem eine eigene Open Access Plattform, um die vielen ISP auf das Glasfasernetz der TDC Net zu bringen.

Die Voraussetzungen sind also an entscheidenden Stellen andere als in Deutschland und nur bedingt auf unseren Markt zu übertragen. Trotzdem lassen sich viele Inspirationen aus Dänemark mit nach Deutschland nehmen, sodass Open Access auch hierzulande ganz sicher ein maßgeblicher Erfolg für den Durchbruch der Glasfasernetze werden wird.

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