24 Jan Statement von Jürgen Grützner, Geschäftsführer des VATM, zum angekündigten Strategiewechsel der Telekom hinsichtlich Kooperationen mit Wettbewerbern
Statement von Jürgen Grützner, Geschäftsführer des VATM, zum angekündigten Strategiewechsel der Telekom hinsichtlich Kooperationen mit Wettbewerbern
24.01.2017. „Wir begrüßen, dass die Telekom nun möglicherweise beim Thema Breitbandkooperationen einen Strategiewechsel vornimmt. Viele Themen könnten gemeinsam sehr viel sinnvoller angegangen werden als durch Versuche, neue Monopole zu schaffen. Da die Netzauslastung für den weiteren wirtschaftlichen Glasfaserausbau bis zum Gebäude entscheidend sein wird, können Kooperationen für alle Marktteilnehmer erhebliche Vorteile bieten und strategischen Überbau verhindern. Die gemeinsame Nutzung einer teuren Infrastruktur kann deutliche Impulse gerade für den eigenwirtschaftlichen Ausbau setzen und so helfen, den Einsatz von Steuergeldern zu minimieren.
Wenn die Telekom ihre bisherige Haltung aufgibt und die Anmietung von Netzen und Leitungen der Wettbewerber zukünftig nicht mehr verweigert oder sie gar strategisch mit VDSL/Vectoring überbaut, wäre das ein wichtiger und längst überfälliger Schritt auf einem gemeinsamen Weg in die Gigabit-Gesellschaft. Heute stellen die Wettbewerber den Kunden bereits 90 Prozent aller vermieteten Glasfaseranschlüsse zur Verfügung. Sie sind damit in Ausbau und Vermarktung weit aktiver und erfolgreicher als die Deutsche Telekom. Diese setzt bislang ganz wesentlich auf die Übergangstechnologie Vectoring, die nur etwa ein Hundertstel bis ein Zehntel der Bandbreite von echten Glasfaseranschlüssen – FTTB/H – bieten kann.
Mit Johannes Pruchnow schickt Timotheus Höttges einen Mann als Kooperations-Beauftragten ins Rennen, der sich exzellent mit dem Wettbewerb und den Chancen für wirklich partnerschaftliche Kooperationen auskennt. Wir werden nun genau beobachten, ob den Worten auch Taten folgen oder ob die Ankündigungen nur dem massiven politischen Druck geschuldet sind, den strategischen Überbau insbesondere zahlreicher kommunaler Glasfaserausbauprojekte zu unterlassen. Wir setzen auf echte partnerschaftliche Kooperation zum Nutzen aller Investoren und der Gesellschaft.
Bei Kooperationsmodellen liegt der Teufel allerdings meist im Detail. In vielen Fällen, zum Beispiel in der Schweiz, sind die Gefahren eines relativ hohen Investments etwa der Kommunen deutlich geworden, wenn später im Vergleich zur Swisscom nur deutlich geringere Kundenzahlen erreicht werden konnten.
Unabhängig von teils sehr komplexen Beteiligungsmodellen bleibt es unverzichtbar, dass auch die Telekom bei Wettbewerbern Glasfaserleitungen anmietet und damit wie die Wettbewerber auch zur Gesamtwirtschaftlichkeit von Glasfaseranschlussnetzen beiträgt. Bereits vor mehr als fünf Jahren haben die Verbände BUGLAS und VATM mit einem Arbeitskreis aus Unternehmen begonnen, entsprechende technische Schnittstellen für die gemeinsame Nutzung und die Umschaltung von Glasfaser zwischen den Unternehmen zu entwickeln und diese auch gemeinsam mit der Telekom marktfähig zu machen. Nachdem das Projekt bereits vor vier Jahren erfolgreich abgeschlossen werden konnte und die Schnittstelle heute von zahlreichen Marktteilnehmern genutzt wird, haben wir nun eine hervorragende Ausgangsposition, gemeinsam mit der Telekom in die Gigabitgesellschaft vorzustoßen.“