02 Jul TK-Marktregulierung in Dänemark: Transparenz, Vertrauen, Stabilität
Seit 2017 hat die Telekommunikationsregulierung in Dänemark einen bemerkenswerten Wandel durchlaufen. Ursprünglich ein zentralisierter Einheitsmarkt mit dominierenden Kupfernetzen und dem marktbeherrschenden Unternehmen TDC, hat sich der dänische Markt bis 2021 zu einem dezentralisierten Modell mit 21 regional und lokal organisierten Märkten im sog. High-Capacity-Markt nach geografischen Kriterien entwickelt.
Im Gegensatz zu der Regulierungspraxis eines landesweit einheitlichen Marktes – wie wir ihn überwiegend in Deutschland und auch für den Bereich FTTH kennen – unterteilen sich die Märkte in Dänemark je nach der Wettbewerbssituation in 13 Märkte mit beschränktem Wettbewerb und 8 unregulierte Märkte ohne ein marktbeherrschendes Unternehmen. Die Einstufungen halten Regularien für faire Preise, Nichtdiskriminierung und Transparenz bereit. Angebote von diskriminierungsfreien und fairen Angeboten zur Förderung eines nachhaltigen Wettbewerbs sind das erklärte Ziel in Dänemark.
Auch wenn die Märkte in Dänemark und Deutschland aufgrund ihrer Größe und Strukturierung nicht in Gänze zu vergleichen sind, zeigen sich doch Lösungen für ähnliche Herausforderungen, zum Beispiel bei der in Deutschland noch anstehenden Kupfer-Glas-Migration.
Die Migration von Kupfer auf Glasfaser spielt aufgrund klarer Prozesse nach Einschätzung der dänischen Regulierungsabteilung für die Behörde eine eher nachgelagerte Rolle. Auch wenn der EECC europäisch die Regularien festlegt, ist die Ausgestaltung durch die Richtlinie Ländersache, weshalb es auch zu anderen Regelungen hinsichtlich des Migrationsprozesses kommt. Um etwa die Endkundenperspektive ausreichend zu würdigen, war in Dänemark ein vorausschauendes Vorgehen mit Planungssicherheit und intensiver Kommunikation zwischen allen Beteiligten entscheidend, die sicherstellt, dass alle Regionen alternativ versorgt werden. Der Ex-Monopolist führt hierzu laufend Gespräche mit Marktteilnehmern und informiert Großhandelskunden individuell über alternative Produkte für jede Verbindung. Damit werden auch die Interessen der Geschäftskundenanbieter hinreichend berücksichtigt. Im Ergebnis sorgt insbesondere eine große Transparenz für Vertrauen und Stabilität im Markt.
Die dänische Telekommunikationslandschaft ist stark dezentralisiert und wettbewerbsorientiert aufgestellt. Offene Fragen bestehen vor allem hinsichtlich der zukünftigen Regulierung durch die Europäische Union. Mit einem regionalisierten Ansatz hat die dänische Regulierungsbehörde einer Entwicklung vorgegriffen, die in Zukunft häufiger in den EU-Mitgliedstaaten anzutreffen sein und die von der EU-Kommission auch als Weg vorgeschlagen wird. Auch Schweden steht kurz vor einer entsprechenden Neustrukturierung der Regulierungslandschaft. Es bleibt abzuwarten, ob Deutschland mit der starken Marktposition des Ex-Monopolisten Telekom und vielen daraus resultierenden Wettbewerbsproblemen auch bei der Regulierung einen Sonderstatus behalten wird.
Zur Präsentation der dänischen Regulierungsbehörde gelangen Sie hier.