Wettbewerb im Telekommunikationsmarkt erneut unter Druck – Marktdominanz bei DSL bremst Dynamik beim Glasfaserausbau – Bundesnetzagentur muss Aufsicht stärker wahrnehmen und Regulierungsziele durch effektivere Maßnahmen sicherstellen

Wettbewerb im Telekommunikationsmarkt erneut unter Druck – Marktdominanz bei DSL bremst Dynamik beim Glasfaserausbau – Bundesnetzagentur muss Aufsicht stärker wahrnehmen und Regulierungsziele durch effektivere Maßnahmen sicherstellen

DIALOG CONSULT und VATM präsentieren Studie zur „Analyse der Wettbewerbssituation im deutschen Festnetzmarkt“

Köln, 04. Mai 2023. Der VATM appelliert an die Aufsichtsbehörde, dass sie einer für die Kunden, die Wirtschaft und die Ausbauziele der Bundesregierung negativen Entwicklung entgegenwirkt: Nicht nur im Glasfaser-Bereich wächst der Marktanteil der Deutschen Telekom. Erstaunlich ist, dass sie auch bei DSL immer mehr Kunden an sich binden kann. Diese Entwicklung basiert insbesondere auf einer aggressiven Preispolitik der Telekom, so die „Analyse der Wettbewerbssituation im deutschen Festnetzmarkt“ der DIALOG CONSULT und des VATM. „Dies bedeutet nicht nur ein Zementieren der Stellung des Incumbents Telekom, sondern sogar ein Ausweiten der Marktdominanz des Ex-Monopolisten und stellt einen „Sonderfall“ in EU-Vergleich dar, da in den meisten EU-TK-Märkten die Ex-Monopolisten – bei einem funktionierenden Wettbewerb – stetig Marktanteile verlieren“, so Prof. Dr. Winzer, Professor für Telekommunikationswirtschaft an der Hochschule Rhein/Main und Gesellschafter der DIALOG CONSULT. Hierauf muss die Bundesnetzagentur reagieren, um chancengleichen Wettbewerb und die Förderung nachhaltig wettbewerbsorientierter Märkte der Telekommunikation sicherzustellen. Passiert dies nicht, ist langfristig mit deutlich negativen Auswirkungen bei Auswahl, Preisen und Qualität der TK-Angebote zu rechnen.

 

Re-Monopolisierung bei DSL schwächt auch den Glasfaserausbau

Die Telekom ist der preisaggressivste Anbieter im deutschen Festnetzmarkt, dies zeigt die Untersuchung der Tarifstrukturen im DSL-Markt. Bei den DSL-Anschlüssen liegt der Effektivpreis des günstigsten Wettbewerbers je nach Tarifgeschwindigkeit zwischen 19 bis 30 % über dem entsprechenden preisaggressivsten Angebot der Telekom. Das ist ein starker Hinweis auf sog. Preis-Kosten-Scheren (PKS), bei denen Endkundenpreise vom regulierten marktbeherrschenden Unternehmen so niedrig angesetzt werden können, dass für die von den Vorleistungspreisen abhängigen Wettbewerber schlicht keine Marge mehr verbleibt. Die Zahlen der heute veröffentlichten Studie belegen genau dies und vor allem, dass die Regulierungsbehörde ihren dafür vorgesehenen Markttest unbedingt anpassen muss. Damit der FTTH-Ausbau in einem starken Wettbewerberumfeld gelingt, muss die Bundesnetzagentur dafür sorgen, dass die Wettbewerber mit der Telekom konkurrieren können. Ansonsten wird die Telekom ihre erstarkende Marktposition ausnutzen, um ihre Kunden von Kupfer möglichst spät und dann nur auf die eigenen Glasfasernetze zu migrieren. Der hohe Marktanteil bei DSL und die hohen Überrenditen versetzen die Telekom zudem in die Lage, mit strategischem und gezielt nur punktuellem Überbau von Wettbewerbernetzen das Risiko für Investitionen in Deutschlands Infrastruktur enorm zu erhöhen.

„Die Regulierung des Kupfer-Netzes der Telekom muss von der Bundesnetzagentur ganzheitlich mit ihren Auswirkungen auf den Glasfaserausbau betrachtet werden“, fordert Dr. Frederic Ufer, Geschäftsführer des VATM. „Ansonsten wird die Dynamik beim Glasfaserausbau sehenden Auges ausgebremst.“

 

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