Lichtgeschwindigkeit für die Zukunft: Durch Förderung der Nachfrage

Lichtgeschwindigkeit für die Zukunft: Durch Förderung der Nachfrage

Ausbau-Förderprogramme haben zum Ziel, insbesondere in den sogenannten weißen Flecken, also in den Regionen, in denen eigenwirtschaftlicher Ausbau eines Glasfasernetzes nicht profitabel ist, den Ausbau zu ermöglichen. Förderprogramme tragen zum Ausbauziel der Bundesregierung bei, sollten jedoch mit Augenmaß eingesetzt werden, um den eigenwirtschaftlichen Ausbau nicht zu behindern. Sie können zudem genutzt werden, das Wettbewerbsziel 2030 besser zu erreichen. Zumindest sollte darauf geachtet werden, dass sie diesem nicht entgegenwirken.

Die Förderprogramme bedienen die Regionen, in denen – zumindest bei korrekter Ausrichtung der Förderung – der Ausbau eines Glasfasernetzes wirtschaftlich nicht darstellbar ist. Um Yardstick-Wettbewerb in den Regionen mit nur einem Glasfasernetz zu unterstützen, ist darauf zu achten, dass die Fördermittel nicht einseitig an ein Unternehmen gehen, sondern stattdessen zu einer Anbietervielzahl beitragen. Dies könnte erreicht werden durch eine zentrale Koordinierung der Fördermittel mit Wettbewerbsklauseln, ähnlich denen, die in Mobilfunkmärkten bei den Frequenzvergaben genutzt werden. Quoten oder Deckelungen für Wettbewerber würden einseitige Förderung verhindern. Diese könnten effektiv bei zentralen Ausschreibungen der Fördermittel implementiert werden, was zusätzlich den Wettbewerb um die Fördermittel steigern könnte.

Auch regionale Förderprogramme können durch ihre Ausgestaltung zur Stärkung des Wettbewerbs beitragen: Die möglichen wettbewerblichen Verzerrungen durch missbräuchlichen Überbau und eine diskriminierende Kupfer-Glasfaser-Migration wären erheblich geringer, wenn ausbauende Glasfaser-Netzbetreiber frühzeitig eine hohe Auslastung erreichen können. Um die Auslastung der Netze zu erhöhen, könnte eine nachfragegetriebene Förderung in Form von Voucher-Programmen beitragen.

Derzeit beträgt die Take-up-Rate, also der Anteil der genutzten Glasfaseranschlüsse („homes activated“) an allen Glasfaseranschlüssen („homes passed“), lediglich 26 %. Hierbei ist darauf hinzuweisen, dass die Wettbewerber mit knapp 35 % eine deutlich höhere Take-up-Rate vorweisen als die Deutsche Telekom mit 13 %.

Nachfrageseitige Förderung kann dazu beitragen, die Take-up-Rate zu erhöhen. So können Voucher-Programme, die direkt an den Endkunden ausgegeben werden, einen Nudge, also einen Anstoß geben, auf ein Glasfaserangebot zu wechseln. Voraussetzung ist die richtige Ausgestaltung des Voucher-Schemas, damit dieser auch wie intendiert wirken kann. Die Form, den Voucher von einer öffentlichen Stelle an den Endkunden auszugeben, kann dabei einen größeren Nachfrageeffekt erzielen als eine beobachtbare Preisreduzierung durch den Anbieter aufgrund einer Förderung.

Nachfrageseitige Förderung in Form von Vouchern kann die angebotsseitige Förderung, wie sie in Deutschland üblich ist, komplementieren. So könnten Voucher-Systeme insbesondere in solchen Regionen eingesetzt werden, in denen die Nachfrage durch das Voucher-Programm auf die kritische Menge erhöht werden kann, sodass der Ausbau möglich ist. Eine Förderung in Form von Ausbauvouchern hat im Vereinigten Königreich positive Effekte auf die Verfügbarkeit sowie auf die genutzten Geschwindigkeiten erzielt.

Es ist auch eine zeitgleiche Angebot- und Nachfrageseitige Förderung denkbar. Dies wäre in Regionen, in denen selbst durch Voucher-Programme keine kritische Masse erreicht wird, anwendbar. Eine höhere Take-up-Rate durch das Voucher-Programm kann dabei dazu führen, dass die gesamte Förderung geringer ausfällt. Eine solche Förderung kann weiter dazu beitragen, dass eine kostenintensive Nachverdichtung von „homes passed“ auf „homes connected“ überflüssig ist, da bereits bei dem Ausbau sämtliche Häuser angeschlossen werden.

Wie bei anderen Förderprogrammen ist auch bei einem Voucher-Programm auf eine wettbewerbliche Ausgestaltung zu achten. Wie im Leitbild 2030 verdeutlicht, ist für die Endkunden eine Auswahl an Diensteanbietern und Produkten essenziell. Diese kann durch einen offenen, diskriminierungsfreien Netzzugang für Vorleistungsnachfrager erreicht werden. Open Access sowie die Einlösbarkeit des Vouchers bei weiteren Anbietern können dazu beitragen. So kann sichergestellt werden, dass das Voucher-Programm nicht zu einer Verdrängung von alternativen Diensteanbietern führt.

Ein weiterer Vorteil der nachfragegetriebenen Förderung ist, dass der Fortschritt des Glasfaserausbaus, und damit der Digitalisierung, direkt bei den Endkunden ankommt. Voucher-Programme, bei denen die Endkunden von Anfang an zwischen verschiedenen Anbietern wählen können, stärken den Wettbewerb und erhöhen die Auslastung des Glasfasernetzes. Eine höhere Take-up-Rate beschleunigt den Ausbau.