Wettbewerbsstudie zeigt wachsende Marktdominanz der Telekom – VATM fordert wettbewerbssichernde Regulierung als echten Kundenschutz

Wettbewerbsstudie zeigt wachsende Marktdominanz der Telekom – VATM fordert wettbewerbssichernde Regulierung als echten Kundenschutz

Berlin, 12.09.2024. Dialog Consult und VATM haben heute ihre zweite Studie zur „Analyse der Wettbewerbssituation auf dem deutschen Festnetzmarkt“ vorgelegt – mit einem ernüchternden Ergebnis: Nach mehr als einem Vierteljahrhundert Liberalisierung verfügt die Deutsche Telekom noch immer über eine marktbeherrschende Stellung im gesamten deutschen Telekommunikationsfestnetzmarkt. Zwar nimmt die Bedeutung der Glasfaseranschlüsse stetig zu, dennoch ist die „Kupferleitung“, auf der aktuell gut zwei Drittel aller aktiven Anschlüsse basieren, nach wie vor die dominierende Anschlusstechnik. Wettbewerb und auch Wertschöpfung finden noch überwiegend auf der Kupfer-Plattform der Telekom statt. Die Situation für die Wettbewerber der Telekom wird zunehmend schwieriger. Eine unzureichende Regulierung behindert hier den Wettbewerb ebenso wie den Glasfaserausbau.

„Analysiert man die Entwicklung der Marktanteile des gesamten Breitbandmarktes – DSL, HFC-Kabel und Glasfaser – zeigt sich eine deutliche Trendumkehr seit 2020: Die Telekom gewinnt Marktanteile hinzu bzw. stabilisiert ihre Position – zulasten der Wettbewerber,“ geht Prof. Dr. Peter Winzer, Professor für Telekommunikationswirtschaft an der Hochschule RheinMain und Gesellschafter Dialog Consult ins Detail. „Ein solches Wiedererstarken des Ex-Monopolisten ist im EU-Vergleich die Ausnahme.“

Während die Telekom an den kupferbasierten Anschlüssen, die von den Wettbewerbern vermarktet werden, über entsprechende Vorleistungsprodukte deutlich mitverdient, gibt es auf der FTTH-Plattform der Telekom bislang erst vier Prozent Wettbewerberanschlüsse. „Dabei kommt einem fairen Zugang auf diese Plattform gerade für die Zukunft eines funktionierenden Wettbewerbs und der anstehenden Migration von Kupfer auf Glas eine überragende Bedeutung zu“, betont der Wissenschaftler. Die schwache Regulierung der Vorleistungsprodukte sowie fehlende Möglichkeiten der Wettbewerber, wichtige Infrastruktur-Komponenten der Telekom, z. B. Leerrohre, zu nutzen, mache eine aggressive Preispolitik der Telekom erst möglich, mit der sie ihre Marktmacht stärke.

Die neueste Analyse der Wettbewerbssituation auf dem Festnetzmarkt zeigt zudem, dass die Telekom mit hoher Geschwindigkeit, in Form von Homes passed, im FTTH/B-Markt ausbaut. Mit diesem „Einschlagen von Pflöcken“ verfestige sie ihre dominante Stellung auch auf dem Glasfasermarkt – mittelfristig könnte diese Dominanz erheblich werden, meint Winzer. In dieses Bild passe auch, dass die Telekom weiterhin den Einkauf von Bitstrom-Vorleistungen der Wettbewerber überwiegend ablehne.

„All dies zeigt, wie wichtig eine wettbewerbssichernde Regulierung – und gerade keine Regulierung light – für einen funktionierenden Wettbewerb ist“, fasst VATM-Geschäftsführer Dr. Frederic Ufer die Studienergebnisse zusammen. „Wir appellieren daher eindringlich an die Bundesnetzagentur, die Regulierung des Kupfer-Netzes der Telekom ganzheitlich mit ihren Auswirkungen auf den Glasfaserausbau zu betrachten. Denn nur ein echter Wettbewerb auf den Märkten bedeutet auch echten Kundenschutz. Dies muss die Aufsichtsbehörde endlich wieder in ihren Fokus rücken.“

Die Studie „Analyse der Wettbewerbssituation auf dem Festnetzmarkt“ finden Sie hier!